10 november 2012

Beppe Wolgers, der Schriftsteller und Künstler mit dem Vollbart

Beppe Wolgers (John Bertil Wolgers) wurde am 10. November 1928 als Sohn von John und Gerda Wolgers in Stockholm geboren und starb am 8. August 1986 an einem Zwölffingerdarmgeschwür im Krankenhaus in Östersund. Beppe Wolgers war von 1953 bis 1960 mit seiner ersten Frau Inger verheiratet, der er den ersten Gedichtband widmete, und von 1962 bis zu seinem Tod mit der Schauspielerin und Tänzerin Kerstin Dunér, die er 1960 kennengelernt hatte.

Wann Beppe Wolgers begann Gedichte zu schreiben, ist heute kaum noch nachzuvollziehen. Jedenfalls legte er 1946 seine erste Gedichtsammlung beim Verlag Bonniers vor, die, wie auch die fünf folgenden, abgelehnt wurde. Nachdem Beppe, der 1945 die Schule abgebrochen hatte kurze Zeit auf der Malerschule verbracht hatte, zog er erst mit seinem Bruder durch Europa und verbrachte ein Jahr in den USA, wo er vor allem den Jazz entdeckte. Zurück in Schweden verdient er sich sein Geld anschließend durch Gitarre spielen.


Auch wenn Beppe Wolgers insgesamt acht Gedichtsammlungen, fünf Prosabücher, sieben Kinderbücher und etwa 1000 Texte von Liedern veröffentlichte, so war er nicht nur Schriftsteller, sondern war auch Schauspieler, unter anderen in den Filmen „Pippi Langstrumpf“, und mit seinem Vollbart ein Original, das zudem Kabarettnummern schrieb, als Unterhalter tätig war, als Künstler arbeitete und für zahlreiche Übersetzungen unterschiedlicher Art zuständig war.

Nach sechs Ablehnungen gelang es Beppe Wolgers schließlich mit seiner Gedichtsammlung Jag sjunger i skon bei Bonniers zu erscheinen. Der Erfolg des ersten Bandes führt bereits ein Jahr später zu seiner zweiten Lyriksammlung Bilden av vattnet. Beide Bände zeichnen sich dadurch aus, dass Beppe eine Art zu schreiben hat, die dem Leser das Gefühl vermittelt, dass der Autor die Welt in dem Moment entdeckt an dem er zu schreiben beginnt.

Der echte Erfolg kommt für Beppe Wolgers dann mit seinem dritten Buch Djur som inte in dem er von der Lyrik zur Prosa wechselt. Auch hier ist seine Art zu schreiben neu, denn er verwendet einen Humor, den man bis dahin nicht bei schwedischer Literatur finden konnte. Beppe sieht alles mit den Augen eines Kindes und hilft dem Leser dabei die gleiche Entdeckung nachzuvollziehen.

Auch wenn Beppe Wolgers bereits mit seinen Büchern und Liedern relativ bekannt in Schweden war, so wurde er erst mit zwei Fernsehsendungen an denen er mitwirkte, zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten Schwedens, denn 1963 wirkte er bei der humoristischen Sendung Skäggen mit, die zu einer wahren Katastrophe wurde, weil die Sendung mit ihrem kritischen Humor der Zeit um zehn Jahre voraus war. Das Publikum war so erbost darüber, dass man Witze über historische Personen machte, dass das Studio gestürmt wurde.

Nahezu das Gegenteil war dann die Sendung Beppes godnattstund, die zwischen 1968 und 1974 übertragen wurde. Diese Gute-Nacht-Geschichten präsentierte Beppe Wolgers, bekleidet mit Nachthemd und Schlafmütze, in einem überdimensionalen Bett. Die Gespräche führte er mit den Puppen, die ihm Gesellschaft leisteten. Beppe wurde damit der Liebling aller Kinder Schwedens.

Beppe Wolgers sprach, selbst als er von seiner Krankheit erfuhr, nicht über diese und seinen nahen Tod, sondern arbeitete bis zum letzten Tag weiter und beendete noch den dritten Band seiner Memoiren, Cabaret - Mina memoarer del 5, auch wenn der Schriftsteller und Allroundkünstler die Herausgabe dieses Buches im Jahre 1986 nicht mehr erlebte, sondern kurz zuvor verstarb. Auch wenn Beppe diese Memoiren  als fünften Teil bezeichnete, so gibt es weder einen Teil zwei noch einen Teil vier.

Die Ehefrau von Beppe Wolgers, Kerstin Dunér, öffnete im Jahr 1999 das Beppemuseum auf der Insel Öhn, die etwas außerhalb Strömsund im Jämtland liegt, wo man das Leben des Schriftstellers und Schauspielers endecken kann. Das Ehepaar verbrachte die letzten Jahre des Künstlers auf Öhn. In Nyköping feiern die Studenten der Stadt am Walpurgisabend den Beppemössedagen und 2007 wurde im schwedischen Fernsehen eine Dokumentation über Beppe Wolgers übertragen.

Copyright: Herbert Kårlin

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