14 mars 2013

Laura Fitinghoff, Kinderbücher aus Nordschweden

Laura Fitinghoff, geborene Runsten, wurde am 14. März 1848 als Tochter des Priesters Jonas Bernhard Runsten und dessen Frau Ottilia Mathilda Catharina Löfvander in Sollefteå geboren und starb am 17. August 1908 in Stocksund bei Stockholm. Fitinghoff war mit dem um 44 Jahre älteren Gutsbesitzer Conrad Bleckert Fitinghoff verheiratet.

Da Laura Fitinghoff als Tochter eines Propstes zur bürgerlichen Schicht jener Zeit gehörte, wurde sie, gemeinsam mit ihren vier Schwestern, im Elternhaus unterrichtet. Der Unterricht erstreckte sich vor allem auf Latein, Französisch, Deutsch, Englisch, Literatur und Astronomie, aber auch Hauswirtschaft und vor allem Musik, die im Elternhaus eine wichtige Rolle spielte. Um ihre Musikkenntnisse zu verbessern, besuchte Fitinghoff auch die Musikakademie.


Die Ehe von Laura Fitinghoff war von Beginn an nicht sehr glücklich, da die Liebe einseitig vom Ehemann kam, der sieben Mal freite bevor Fitinghoff der Ehe, auf Druck des Vaters, zustimmte. Bereits 1885 lebte das Paar getrennt und die Schriftstellerin lebte von den Mieteinnahmen eines Miethauses, das sie in Stockholm gepachtet hatte. Sie wohnte, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tochter, ebenfalls in diesem Mehrfamiliengebäude. Stockholm bot Fitinghoff in den kulturellen und literarischen Salons zu verkehren, wo sie auch zahlreiche einflussreiche Personen der Epoche traf.

Laura Fitinghoff schrieb ihr erstes Buch erst nachdem sie sich von ihrem Ehemann getrennt hatte, wobei ihr erstes Kinderbuch nahezu dem Zufall zugeordnet werden kann, denn die Schriftstellerin erzählte im Jahre 1884 ihrer kranken Tochter Geschichten aus dem Norden, die sie teilweise erfand, teilweise aber auch selbst erlebt hatte. Um diese Geschichten zu behalten, zeichnete sie diese jeden Abend auf und schickt das Manuskript En liten värld bland fjällen 1885 an den Hökerbergs Verlag, der es unmittelbar veröffentlichte.

Das Kinderbuch En liten värld bland fjällen, das das erste Buch wurde, das von der Künstlerin Jenny Nyström bebildert wurde, gilt als das erste moderne Kinderbuch Schwedens, da Laura Fitinghoff in diesem Werk mit der alten Tradition der Rollenteilung brach und das Buch im Einfluss der Denkweise von Ellen Key schrieb und, wenn auch auf vereinfachte Weise, die Kinder zu einem modernen Denken brachte bei dem die Frau nicht mehr hilflos dem Mann ausgeliefert ist, sondern für ihre Rechte eintreten muss und kann.

Von dieser Zeit an schrieb Laura Fitinghoff regelmäßig Romane für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, wobei sie ihre Stärke vor allem bei Erzählungen für Kinder zwischen sechs und zwölf fand. Der erste offizielle Erfolg der Schriftstellerin wurde dann Vårluft, ein Roman für den sie im Jahre 1891 den halben Literaturpreis der Zeitschrift Idun verliehen bekam.

Auch wenn Laura Fitinghoff nach der Trennung von ihrem Mann zahlreiche Reisen in ganz Europa unternahm und dadurch den unterschiedlichsten Strömungen ausgesetzt war, handeln ihre Bücher nahezu alle vom Norden Schwedens und bieten einen Einblick in das harte Leben jener Zeit, das für viele von Armut und Hunger geprägt war. Besonders hervorzuheben sind hier Fitinghoffs autobiografischen Werke wie I fjälluft aus dem Jahre 1899 oder  Vid gränsen, das 1906 erschien.

Im Jahre 1906 wurde bei Laura Fitinghoff ein Magenkrebs entdeckt, der der Schriftstellerin große Schwierigkeiten machte und sie häufig ans Bett fesselte. Trotz der Krankheit schrieb Fitinghoff zu Beginn 1907 innerhalb von nur sieben Wochen ein weiteres Buch, das ihr einen sicheren Platz in der schwedischen Literaturgeschichte bieten sollte und noch heute, über 100 Jahre nach dem Tod der Autorin, verkauft wird. In Barnen ifrån Frostmofjället erlebt man Kinder mit ihrer Ziege, die bei einer Wanderung über das nordische Gebirge eine bessere Zukunft suchen. Das Buch erschien nahezu gleichzeitig mit Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige von Selma Lagerlöf und zeigt eine Seite, die man bei Nils Holgersson vergeblich sucht, nämlich intensives Gefühl.

Barnen ifrån Frostmofjället erscheint bereits zum Weihnachtsgeschäft des Jahres 1907 und noch vor Weihnachten war die erste Auflage des Buches restlos vergriffen. Laura Fitinghoff hatte zu dieser Zeit bereits begonnen ein Folgebuch zu schreiben, das jedoch auf Grund der Krankheit und ihres Todes nicht mehr fertiggestellt wurde.

Der Erfolg von Laura Fitinghoffs Büchern liegt nicht nur an der einfachen Sprache, die sie benutzte oder den Naturschilderungen Nordschwedens, sondern insbesondere daran, dass sie Kindern auch in den schwierigsten Situationen noch eine Hoffnung gibt und ihnen zeigt wie wichtig die Natur für den Menschen ist. Sehr vieles in den Büchern von Fitinghoff ist noch heute aktuell, auch wenn sich im Laufe von 100 Jahren sehr viel in unserer Gesellschaft geändert hat. Die Schriftstellerin versuchte mit ihren Werken weniger lehrreich zu sein wie Selma Lagerlöf und viele andere Kinderbuchautoren, sondern legte ein bedeutendes Gewicht auf das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Glauben an die Zukunft, was viele ihrer Kritiker als religiöse Züge bezeichnen.

Laura Fitinghoff engagierte sich in mehreren Vereinen zum Tierschutz und dem Recht der Frau. Mit ihrer Tochter wanderte sie sehr viel im Gebirge Nordschwedens um ihr die Natur näher zu bringen und die Stellen zu zeigen, die in ihren Büchern eine wichtige Rolle spielen. Auch wenn die Autorin in Stockholm lebte, so war ihr Gefühl in der Weite der Natur und den Bergen des Nordens zu finden. Da Fitinghoff zwar die Frauenbewegung jener Zeit als positiv betrachtete, jedoch auf militante Einsätze verzichtete, wurde sie von Elin Wägner auf die negativste Weise kritisiert, was jedoch verständlich ist, denn Wägner wollte mit der Feder kämpfen und Fitinghoff glaubte an einen sanften Übergang zur Gleichstellung der Frau. Wägner symbolisiert die Stadt und Fitinghoff die Weite des nördlichen Schweden.

Copyright: Herbert Kårlin

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