17 maj 2013

Gustav Hedenvind-Eriksson, ein Pionier der Arbeiterliteratur

Gustav Hedenvind-Eriksson wurde am 17. Mai 1880 als Sohn des Landwirts und Händlers Erik Håkan Gustafsson und dessen Frau Juliana Mikaelsdotter in Gubbhögen bei Alanäs im nördlichen Jämtland geboren und starb am 17. April 1967 in Bromma (Stockholm). Hedenvind-Eriksson war zwischen 1928 und 1951 mit Astrid Maria Pihl verheiratet.

Als Gustav Hedenvind-Eriksson zur Welt kam, wurde er aus einem Missverständnis heraus Gustav Hedvin (statt Edvin) getauft. Da dies mit viel Spott verbunden war, begann sich der Junge sehr früh Hedenvind zu nennen. Als er dann Schriftsteller war, ließ er den zweiten und veränderten Vornamen als Teil des Familiennamens eintragen.

Gustav Hedenvind-Eriksson, Gästabudet, LTs förlag, 1966

Bereits als Kind begeisterte sich Gustav Hedenvind-Eriksson für die Sagen, die ihm der Großvater erzählte und da er die Neigung der Mutter geerbt hatte, die in der Jugend davon geträumt hatte Schriftstellerin zu werden, fühlte sich der Junge zur Literatur und zur Musik hingezogen, was zu starken Konflikten mit seinem Vater führte, der einen Spielmann oder Poeten als betrunkenen Hurensohn betrachtete. Bereits als Kind verhinderte er daher, dass sich der Sohn zu viel in der Schule sehen ließ und mit zehn zwang er ihn als Holzfäller und Knecht für ihn zu arbeiten.

Mit 15 riss dann Gustav Hedenvind-Eriksson die Geduld und es kam zu einer schlagkräftigen Auseinandersetzung mit seinem Vater. Gustav gewann den Kampf, packte seine Sachen und verließ den Hof um in den Folgejahren seinen Unterhalt als Waldarbeiter, Seemann, Bergmann und Eisenbahnarbeiter zu verdienen. Hedenvind-Eriksson bereiste bei diesen Arbeiten nicht nur den nördlichen Teil Skandinaviens, sondern auch die USA und den Kongo.

Die Wende kam für Gustav Hedenvind-Eriksson im Jahre 1903, als er gerade einmal 23 Jahre alt war, denn er bekam die Möglichkeit seine Schulbildung an der Birka Folkhögskolan bei Östersund nachzuholen. Dort hatte er, unter anderem, den Archäologen Knut Kjellmark als Lehrer, der ihn nicht nur mit zu Ausgrabungen aus der Zeit der Wikinger nahm, sondern in ihm auch das Interesse für die Archivarbeit des Jämtlands wecken konnte. Während der Schulzeit entwickelte sich Hedenvind-Eriksson zu einem überzeugten Sozialdemokraten, der wusste wie er die Rechte der Arbeiter vertreten konnte und er näherte sich der Literatur indem er an der Zeitschrift der Schule mitarbeitete.

Mit seinem Buch Ur en fallen skog trat Gustav Hedenvind-Eriksson im Jahre 1910 erstmals als Schriftsteller an die Öffentlichkeit, einem Roman, der die großen Forstbetriebe anklagt seit Ende des 19. Jahrhunderts rücksichtslos die Wälder auszubeuten und dabei den Bewohnern des Jämtland die Tradition, die Landwirtschaft und ihre gesellschaftliche Struktur zu nehmen. Auch wenn der Schriftsteller bei diesem Buch auch einen gewissen romantischen Einschlag bewahrt, so zeigt er sich dennoch als Kämpfer für die Erhaltung der Kultur und spricht sich gegen die Ausbeutung der Waldarbeiter und gegen die Unterdrückung der Bauern aus.

Eines der wichtigsten Themen für Gustav Hedenvind-Eriksson ist die Konfrontation zwischen schwedischer Landwirtschaft und Industrialisierung, wobei der Autor hierbei die Industrialisierung nicht unbedingt als Feind sieht, sondern dass diese von einer relativ kleinen Schicht in der Hand gehalten wird, was zwangsläufig dazu führt, dass der Arbeiter, und noch mehr der Landwirt, der immer mehr von seinen Gütern verdrängt wird, zum Sklaven der Industrie gemacht wird. Vieles davon ist nicht wissenschaftlich begründet, sondern Hedenvind-Eriksson holt es aus seiner Erfahrung als Arbeiter, seinen Beobachtungen und seinen Gesprächen mit der einfachsten Schicht der Bevölkerung. Aber gerade diese Tatsache gibt seinen Büchern die Stärke und verleiht ihnen Glaubwürdigkeit, wenn auch zum Nachteil seiner Karriere, denn diejenigen, die seine Bücher kaufen würden können oft nicht lesen und sind zu arm für ein anderes Werk als die Bibel und die gehobene Schicht will mit dem schreibenden Arbeiter, der sie der Ausbeutung anklagt, wenig zu tun haben.

Auch wenn die Kritiker die Bücher von Gustav Hedenvind-Eriksson lobten, so gelang es dem Schriftsteller nie davon zu leben. Aber er wurde ein Symbol für die damals junge Schicht der Arbeiterliteraten wie Ivar Lo-Johansson, Lars Ahlin und Eyvind Johnson. Lo-Johansson organisierte sogar eine Geldsammlung, damit sich Hedenvind-Eriksson zu seinem 50. Geburtstag eine kleine Landwirtschaft kaufen konnte, auf der die gesamte Familie arbeitete um sich ernähren zu können. Auf diesem kleinen Hof entstand auch sein En bondes dagbok, das im Jahre 1937 erschien und die Schaffung von Kooperativen fordert, die Chance des Überlebens für den kleinen Landwirt.

Gustav Hedenvind-Eriksson griff zur Arbeiterliteratur bevor diese literarische Gattung als solches geboren war. Er war daher ein Pionier als literarischer Sprecher der Arbeiter Schwedens, der eine ganze Schicht an Literaten beeinflusste. Sein Stil war einfach, denn der Schriftsteller hatte nie eine literarische Ausbildung erhalten, sondern er kam als Autodidakt ans Schreiben und verkehrte die erste Hälfte seines Lebens unter Arbeitern und Bauern, die sein Denken und Schaffen beeinflussten.

Literaturwissenschaftler kritisieren oft, dass Gustav Hedenvind-Eriksson ständig Stilbrüche begeht, keine klare literarische Linie geht und vergessen dabei, dass ein Teil dieser Brüche vom Autor bewusst begangen wurden, denn für ihn musste ein Gedicht nicht den Regeln der gebildeten Elite folgen und ein Buch nicht den Vorschriften der Svenska Akademien, sondern es sollte die Persönlichkeit des Autors beinhalten ohne von künstlich gesetzten Grenzen eingefangen zu werden. Hedenvind-Eriksson war ein volkstümlicher Erzähler, eine Eigenschaft, die man auch in all seinen Werken finden kann.

Copyright: Herbert Kårlin

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