27 juni 2013

Tove Jansson schrieb nicht nur Mumintrollen

Tove Jansson wurde am 9. August 1914 als Tochter des finnischen Skulpteurs Viktor Jansson und der schwedischen Illustratorin Signe Hammarsten in Helsingfors (Helsinki) geboren und starb am 27. Juni 2001 ebenfalls in der finnischen Hauptstadt. Jansson hatte im Laufe ihres Lebens mehrere Verhältnisse mit beiden Geschlechtern, war jedoch nie verheiratet.

Die Illustratorin und Schriftstellerin Tove Jansson wuchs in einer typischen Künstlerfamilie auf in der nahezu jeder Tag ein neues Abenteuer war. Die Winter verbrachte das Mädchen mit der Familie im Atelier und die Sommer auf Blidö in den Schären vor Stockholm. Sehr früh war Jansson klar, dass auch sie Künstlerin werden wolle, was auch dazu führte, dass sie mit 15 von der Schule abging um mit 16 am Konstfack in Stockholm, später auch in Helsingfors und Paris Kunst studierte. So nebenbei begann die Künstler auch zu schreiben und schließlich verband sie beides zu einem einzigen künstlerischen Beruf.
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Tove Jansson, Det osynliga barnet, Förlag Alfabeta, Stockholm, 2004, Illustration: Tove Jansson

Als Illustratorin begann Tove Jansson kurz vor dem Zweiten Weltkrieg für die satirische schwedischsprachige Zeitschrift Garm in Helsingfors zu arbeiten. Ihre Zeichnungen waren über Jahre hinweg ein Protest gegen Hitler und die finnische Zusammenarbeit mit dem Nazideutschland, was jedoch ein gewisser Widerspruch ist, da man Garm eine Nähe zur rechten Politik des Landes zusprach. Die Signatur, die Jansson in dieser Zeit anwendet, ähnelt bereits dem späteren Mumintrollet.

Wann genau Tova Jansson ihr erstes Mumintroll-Buch schrieb, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Sicher ist nur, dass der erste Band im Jahre 1945 erschien, wobei auch nicht bekannt ist inwieweit ihr Bruder Lars Jansson bereits an diesem ersten Buch mitarbeitete, da die offizielle Zusammenarbeit erst im Jahre 1958 beginnt und die Arbeit anschließend immer mehr vom Bruder übernommen wird.

Der Durchbruch kam für Tove Jansson mit dem Buch Trollkarlens hatt im Jahre 1948, dem dritten Band aus der Reihe der Mumins, da dieser Band auch ins Englische übersetzt wurde und anschließend den Weg der Trolle in andere Länder öffnete. Bald kauften sich die Geschwister Jansson dann die Schäreninsel Klovharun bei Pellinge, die Tove im Jahre 1995 dem Heimatverein in Pellinge schenkte und heute im Sommer mit seiner Stuga gemietet werden kann.

Ab 1955 lebte Tove Jansson mit dem Illustrator und Professor Tuulikki Pietilä zusammen, ein Verhältnis, über das beide nie viel sprachen und heute von vielen Literaturkritikern als rein freundschaftlich bezeichnet wird und eine Familienfassade für die Umwelt gewesen sein kann. Als Janssons Mutter im Jahre 1970 starb, begaben sich auf jeden Fall Jansson und Pietilä auf eine lange Reise, die auch ein Bruch im Schaffen der Schriftstellerin mit sich brachte.

Nach Ende der Reise illustriert zwar Tove Jansson noch einige Kinderbücher, aber sie ging nicht mehr an die neunbändige Serie der Mumintrollen, die sie nun als abgeschlossen empfand. In den Folgejahren erscheinen, außer zwei autobiographischen Werken, insbesondere Novellen und Romane für Erwachsene, die jedoch weitaus weniger als ihre „Trollbücher“ ankommen, denn ihr Name wird zu sehr mit der Sagenwelt der Mumintrolle verknüpft

Den persönlichsten Roman veröffentlicht Tove Jansson im Jahre 1989 unter dem Titel Rent spel, die Geschichte der Freundschaft von zwei Frauen, die beide Künstlerinnen sind und in zwei Wohnungen des gleichen Hauses leben. Es geht hierbei um Annäherung, um Kompromisse und das gemeinsame Überleben in den Veränderungen der Welt und auch der persönlichen Beziehung.

Alle Bücher von Tove Jansson, angefangen von ihren Kinderbüchern bis zu ihren Novellen und Romanen, kreisen um die Suche nach dem Sinn des Daseins, oft jenes eines Künstlers, der ständig unter dem Schaffensdruck steht und Angst vor einer kommenden Katastrophe hat. Ob diese Gedanken mit Janssons Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg kommen oder persönliche Erfahrung aus eigenen Beziehungen sind, ist unter Literaturwissenschaftlern umstritten und kaum zu beantworten, da Jansson sehr selten über ihre Gefühlswelt sprach.

Obwohl Tove Jansson auch Gemälde malte, das Lied Höstvisa schrieb, mehrere Bücher für Erwachsene veröffentlichte und J. R. R. Tolkiens Bilbo sowie Alice in Wonderland von Lewis Carroll illustrierte, so wird die Schriftstellerin und Illustratorin, der 1995 der Professorentitel verliehen wurde, bis heute fast ausschließlich mit den Mumins in Verbindung gebracht, die sie jedoch nur während eines kleinen Teiles ihres Lebens beschäftigten.

Tove Jansson erhielt für ihre Werke zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Bereits 1953 wurde der Schriftstellerin die Nils Holgersson-Plakette verliehen, 1994 erhielt sie für ihre literarische Arbeit den großen Preis der Svenska Akademien und 1978 wurde Jansson die Ehrendoktorwürde der Universität in Åbo (Turku) verliehen.

Copyright: Herbert Kårlin

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